Nach Jahren der Überlegung, einer unerwarteten Unterbrechung durch Corona und monatelangen, intensiven Planungen von Colette Herrmann (Partnerschaftskomitee Kürnach), Bettina Plitzner (JBO Kürnach), Katharina Deppisch (Dirigentin JO) und Maeve Sheridan und ihrem Team (Breffni Trad Orchestra Cavan) ist es Anfang Juni endlich soweit – das Jugendorchester fliegt nach Irland, in die Stadt und Grafschaft Cavan, mit der die Gemeinde Kürnach seit einigen Jahren eine intensive Städtefreundschaft verbindet.
Freitag, 2. Juni
Um 1:30 Uhr mitten in der Nacht geht es los, mit dem Reisebus Richtung Frankfurter Flughafen. 44 junge Musikerinnen und Musiker zwischen 14 und 23 Jahren machen sich auf und fliegen mit all ihren Instrumenten nach Dublin, Irland. Für einige der Jugendlichen ist es die erste Flugreise und sie sind dementsprechend aufgeregt. Alles klappt wunderbar und wir landen nach zwei Stunden Flugzeit bei Sonnenschein in Dublin. Die Sonne begleitet uns die ganze Woche, die Iren können es gar nicht fassen. „Wenn Engel reisen, dann lacht der Himmel“.
Am Dubliner Flughafen werden wir von Maeve und Majella herzlichst in Empfang genommen und begrüßt. Auf dem Weg nach Cavan, das ca. 1, 5 Stunden von Dublin Richtung Norden entfernt liegt, geht es direkt zum ersten Programmpunkt auf der Reise, nämlich zum Trim Castle. Dort wird nicht nur das Schloss selbst besichtigt, sondern die Jugendlichen können sich nach der langen Reise ausgiebig auf den Wiesen um das Schloss herum austoben und das kleine Städtchen erkunden. Nach dem Mittagessen in einem typischen irischen Pub fahren wir weiter nach Cavan. Dort angekommen beziehen wir im Cavan Crystal Hotel unsere Zimmer und erkunden nach dem Auspacken das Hotel und die Umgebung. Am Abend sind wir eingeladen zum ersten Kennenlernen der irischen Jugendlichen, die für uns gleich ein Konzert zum Besten geben und das JBO mit ihren irischen Tunes beeindrucken. Die Jugendlichen kommen gleich miteinander ins Gespräch und lassen den Tag in gemütlicher Runde ausklingen.
Samstag, 3. Juni
Wir starten mit einem köstlichen und reichhaltigen „Irischen Frühstück (Spiegelei, Würstchen, Black Pudding, Pilze, Tomaten)“. Im Anschluss daran macht sich das Orchester mitsamt seinen Instrumenten auf, Ziel ist das Townhouse Cavans. Dort werden wir vom CEO des County Cavans, Tommy Ryan und dem Bürgermeister von Cavan, John Paul Feeley, offiziell willkommen geheißen. Für sie und die geladenen Mitglieder des dortigen Gemeinderates spielen wir ein kleines Konzert. Nach einer Stärkung durch Tea und Sandwiches sind wir bei der Stadtführung durch Cavan, eingeladen, die Stadt und ihre Geschichte zu erkunden.
Zurück im Hotel werden die Jugendlichen, deren Reise nach Irland auch von der europäischen Union durch das Erasmus+ Youth Mobility Program gefördert wird, in das kreative Erasmus+ Youthpass Project eingeführt, welches sich wie ein roter Faden durch die Austauschreise zieht. Die Jugendlichen sollen lernen, ihre eigenen Kompetenzen/ Wissen z.B. in der englischen Sprache, Kommunikationsgeschick, Instrument/ Musik des Gastlandes oder der irischen Kultur einzuschätzen und diese im Laufe der Woche zu verbessern bzw. zu erweitern.
Am Nachmittag fahren wir in das etwa 20 Minuten entfernte Belturbent. Hier steht unser erstes Konzert auf dem Cavan County Fleadh Festival gemeinsam mit unseren irischen Freunden an. Beide Gruppen spielen für sich und dann auch gemeinsam auf dem Festplatz vor lauter musikbegeisterten Zuhörern. Zusammen hatten beide Musikorchester zwei für ihr Land typische Stücke vorbereitet, um die Musik des jeweils anderen Landes kennenzulernen und gemeinsam zu spielen: Den irischen „The Deers March“ und den „Frankenliedmarsch“. Das Konzert ist ein voller Erfolg. Nach unserem Auftritt genießen wir die traditionelle irische Musik und die ausgelassene Stimmung auf dem Festival. Da wir unsere Kürnacher Tracht tragen, kommen den ganzen Abend immer wieder Iren auf uns zu, unterhalten sich mit uns und bedanken sich für „unsere Musik“.
Als wir am späten Abend in unser Hotel zurück kommen ist dort eine Hochzeitsfeier in vollem Gange. Auf Wunsch der Hochzeitsgäste spielen wir spontan ein kleines Standkonzert vor dem Hotel für sie und das Brautpaar.
Sonntag, 4. Juni
Heute lernen wir mehr über die Archäologie Irlands und wandern unter fachkundiger Führung hoch hinaus auf die Bergkette Sliabh na Cailli (Hügel der Hexe) in Loughcrew wo sich 5000 Jahre alte Steinhügel – Steintische – Megalithen befinden. Neben diesem Phänomen bietet die Wanderung über die Hügelkuppen eine fantastische kilometerweite Aussicht.
Zurück im Hotel stand der Nachmittag zur freien Verfügung und viele nutzen den Hotelpool, um sich nach der Wanderung zu erfrischen. Nach dem Abendessen geht es wieder nach Belturbent. Wir sind eingeladen zu einem Konzertabend mit irischer Musik, vorgetragen von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern. Bevor es zurück ins Hotel geht, werden in Belturbent noch diverse Pubs und ihre Live Music erkundet.
Montag, 5. Juni
Heute setzen wir unsere Konzertreihe fort. Gleich nach dem Frühstück spielt das Jugendorchester im Hotelgarten ein kleines Konzert für das Hotel. Im Anschluss daran fährt ein kleineres Ensemble des JBOs in die Esker Lodge, einem Altenheim in Cavan, um dort zur großen Freude der Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam mit einem Teil der irischen Musiker zu musizieren. Unsere Musiker spielen verschiedene traditionelle fränkische und bayerische Stücke, wie auch „Kein schöner Land in dieser Zeit“ und den irischen Segenswunsch „Möge die Straße uns zusammenführen“. Mit dem deutsch-irischen Gemeinschaftsstück, dem Frankenliedmarsch endete dieses Konzert. Danach geht es weiter zum gemeinsamen Picknick mit köstlichen Sandwiches und vielen anderen Leckereien im Park von Cavan, liebevoll von Maeves Team vorbereitet.
Am Nachmittag fahren wir gemeinsam mit dem irischen Orchester nach Mullagh zu unserem nächsten Konzert. In Mullagh befindet sich das St. Kilian´s Heritage Center, der Ort, der die Freundschaft des Countys Cavan mit unserer Gemeinde Kürnach verbindet. In Mullagh ist St. Kilian geboren, in Würzburg wurde er ermordet. Im neu erbauten Outdoor-Auditorium haben wir die Ehre, als erste dort unser Konzert zu spielen. Beide Orchestergruppen spielen ein herausragendes Programm, dessen Höhepunkt die beiden gemeinsamen Stücke sind. Das Publikum dankt es mit langanhaltendem Applaus. Nach dem Besuch der St. Kilians Catholic Church schauen wir im St. Kilian´s Heritage Center einen Film über das Leben Kilians an, um mehr über ihn zu erfahren. Ein gemeinsames Abendessen rundet den Tag in Mullagh ab.
Dienstag, 6. Juni
Dieser Tag steht unter dem Motto „Watersportsday“. Das JBO darf einen erlebnisreichen Tag an zwei der über 300 Seen in Cavan County verbringen. Nach zwei Stunden amüsantem, aber auch anstrengendem Kajak fahren und einem Sprung in den See zum Abkühlen, geht es weiter zu einem, mitten im See aufgebautem Wasserpark, wo sich alle beim Klettern auf Wassertürme und ins Wasser springen, austoben können. Am Ende sind alle erschöpft, aber mehr als zufrieden ausgepowert.
Zurück im Hotel bekommen wir Besuch aus Dublin, von den Jugendreferenten des Legard/ Erasmus+ Programms, die sowohl mit einigen deutschen und irischen Jugendlichen, als auch den verantwortlichen Erwachsenen ein Interview führen, um zu erfahren, welche persönlichen Fortschritte bisher auf Grund des Austausches gemacht wurden.
Nun steht leider schon der letzte Abend in Cavan an. Wir sind eingeladen zu einem Barbecue im Garten des Cultural Centre Cavan. Hier wird sich munter ausgetauscht, getanzt- wir bringen den Iren fränkische Tänze wie „Die Jagd“ bei – , gelacht und die Iren musizieren ein letztes Mal für uns. Wie schade, dass die Tage in Cavan schon wieder vorbei sind, wir haben die wunderbaren Begegnungen und die Gastfreundschaft so genossen. Der Abschied fällt allen schwer, aber umso mehr freuen wir uns auf das Wiedersehen in Kürnach, wenn die Iren in den Herbstferien zum Gegenbesuch kommen.
Mittwoch, 7. Juni
Der Tag startet früh, die Koffer und Instrumente werden gepackt und wir werden vom Hotelmanager persönlich verabschiedet. Auch ist die Zeit gekommen, uns von Maeve Sheridan zu verabschieden, die nicht nur alles für uns in Cavan so toll vorbereitet hat, sondern uns auch die ganze über Woche begleitet hat.
Wir starten Richtung Dublin um dort den letzten Tag unserer Reise zu verbringen. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen Abstecher an den Velvet Strand bei Portmarnock, wo wir die raue Irish Sea genießen.
In Dublin angekommen steht der Nachmittag zur freien Verfügung und die Stadt wird ausgiebig erkundet und Sehenswürdigkeiten, wie die große Nadel „The Spire“ als auch das Trinity College, werden betrachtet. Gegen 21:00 Uhr treffen sich alle wieder im Hotel und sitzen noch einige Zeit an der Hotelbar zusammen.
Donnerstag, 8. Juni
Nach dem Frühstück wird alles Gepäck in unsere beiden Busse verstaut und eine halben Stunde später sind wir am Flughafen. Nachdem endlich alle Instrumente und Gepäckstücke aufgegeben sind, starten wir mit einiger Verspätung unseren Heimflug nach Frankfurt. Dort wird unsere Geduld noch einmal auf die Probe gestellt, als wir zwei Stunden auf unser Gepäck warten müssen. Doch wir machen das beste daraus und drei Trompeter geben zur Freude der vielen Wartenden am Gepäckband ein kleines, spontanes Konzert.
Auf unserer letzten Busfahrt auf dem Weg nach Kürnach herrscht eine ausgelassene und fröhliche Stimmung, nicht wenige schon ganz heißer vom vielen gemeinsamen Singen, bis wir gegen 22:00 Uhr in Kürnach eintreffen und uns alle voneinander verabschieden müssen.
Für uns alle ist diese Reise ein einmaliges Erlebnis, das für immer im Gedächtnis bleiben wird!
Die einwöchige Reise nach Cavan war ein voller Erfolg auf vielen Ebenen.
Die Jugendlichen des JBOs sind untereinander und altersübergreifend stark zusammengewachsen und ein tolles Gruppengefühl ist entstanden. Sie erkannten, warum es wichtig ist, eine (die englische) Fremdsprache zu lernen und anzuwenden. Sie merkten, wie es ihnen nach kurzer Zeit und etwas Überwindung immer leichter fällt sich in einer anderen Sprache zu verständigen. Die Jugendlichen lernten andere europäische Jugendliche in ihrem Heimatland und Lebensumfeld kennen- und natürlich auch ihre Kultur, hier insbesondere die der traditionellen irischen Musik, die sich doch sehr von der, die das JBO spielt, unterscheidet. Sie erlebten die Begeisterung der Iren, über die ihnen präsentierte Musik des JBO. Die Jugendlichen trugen alle im Vorfeld zur Reisekasse bei, sei es durch den Stand am Weihnachtsmarkt in Kürnach mit Selbstgebasteltem oder dem Musizieren vor der Edeka im Advent. Nun haben die Jugendlichen des JBOs die Möglichkeit und Aufgabe, den Gegenbesuch der Iren im Herbst maßgeblich mit vorzubereiten und sich für die irische Jugend einzubringen. Auch das ist eine Form des Lernens und das Erweitern der Kompetenzen.
Der europäische Gedanke lebt und wird durch Austausche von Jugendlichen gefördert. Sich gegenseitig kennenzulernen und wertzuschätzen ist wichtig, um den Zusammenhalt in Europa zu stärken!